Mitglieder gewinnen – oder Menschen begeistern?
Mit dieser Frage setzen sich die über 150 Delegierten und Gäste im Studienteil beim Bundeshauptausschuss des Kolpingwerks Deutschland von 3. bis 5. November 2023 in Osnabrück auseinander. Darüber hinaus beschäftigte sich die Versammlung mit Anträgen zur Stärkung der Demokratie und zur Abgrenzung von extremistischen Positionen. Große Veranstaltungen warfen ihre Schatten voraus: Die Kolpingjugend warb für die Beteiligung an der 72 Stunden-Aktion im Frühjahr 2024, der Bundesvorstand stellte die ersten Planungen für eine große Gemeinschaftsveranstaltung zum 175-jährigen Bestehen des Verbands im Mai 2025 vor.
Dr. Anna Grebe, Beraterin, Speakerin, Autorin und selbst in einem katholischen Jugendverband aufgewachsen, brachte die Teilnehmenden gleich zu Beginn des Studienteils in Bewegung. Zu verschiedenen Fragen sollten die Zuhörenden sich positionieren. „Blickst du hoffnungsvoll in die Zukunft deiner Kolpingsfamilie?“ war eine davon. Die Antworten zeigten, dass viele Kolpingsfamilien vor der Herausforderung stehen, wie Ehrenamt und Engagement zukunftsfähig gestaltet werden kann – und dass diese Herausforderung den Delegierten aus 27 Diözesanverbänden durchaus bewusst ist. Untermauert mit aktuellen Studien zu ehrenamtlichem Engagement, stellte Anna Grebe heraus, wie wichtig es ist den Fokus nicht auf die Gewinnung neuer Mitglieder auf dem Papier zu legen, sondern vielmehr Menschen von Kolping zu begeistern. Wichtig sei dabei, nicht nur Wunsch-Zielgruppen zu definieren, sondern auch zu schauen: Wer ist überhaupt vor Ort da und könnte Mitglied werden?
Antrag: Demokratie stärken
Darüber hinaus standen mehrere Anträge auf der Tagesordnung. Die zwei relevantesten ergänzten sich dabei inhaltlich. Die Delegierten stimmen fast einstimmig für die Erklärung „Demokratie stärken“. Kolping setzt sich darin zum Ziel, die Bedeutung der Demokratie in Wort und Tat in den Fokus zu rücken, politische Bildung zu Fördern und so unter anderem praktisch aufzuzeigen, welchen Mehrwert Demokratie für unsere Gesellschaft hat. Die Erklärung ist lediglich ein Aufruf, praktisches Handeln und leben der demokratischen Werte muss nun auf allen Ebenen des Verbandes folgen.
Aber nicht nur mit diesem Beschluss stellt sich das Kolpingwerk extremistischen und populistischen Kräften entgegen. Der Verband wird sich auch weiterhin von Parteien und Positionierungen distanzieren, die nicht mit der demokratischen Grundordnung übereinstimmen und populistische und extremistische Meinungsmache betreiben. So wurde in einem weiteren Antrag beschlossen, rechtssicher zu prüfen, inwiefern ein Ausschluss von Mitgliedern möglich ist, die solche Meinungen vertreten.
Großveranstaltungen 2024 und 2025
Von 18.-21. April 2024 sind wieder über Kinder und Jugendliche im Rahmen der 72-Stunden-Aktion in ganz Deutschland soziale Projekte auf die Beine zu stellen. Unter dem Motto „Euch schickt der Himmel!“ sieht der Bundesvorstand aber auch Anknüpfungspunkte für Kolpingsfamilien ohne aktive Kolpingjugend. Über Kooperationen, Fachwissen und tatkräftige Hilfe können sich Kolpingsfamilien mit jungen Teilnehmenden vernetzen und sich gegenseitig unterstützen. Auch der Bundesvorstand möchte dem in nichts nachstehen und bietet an, frei nach der Devise „Rent a Bundesvorstand“ Kolpingsfamilien am Aktionswochenende zu besuchen und vor Ort fleißig mitzuarbeiten.
2025 wird das Kolpingwerk Deutschland 175 Jahre alt. Ein Grund zum Feiern! Dafür wird es eine große Jubiläumsveranstaltung in Köln geben. Wie schon bei den vergangenen Kolpingtagen soll dabei die Vielfalt des Verbandes erleb- und sichtbar werden. Die Detailplanungen stehen in den Startlöchern. Es lohnt sich also schon einmal den 2.-4. Mai 2025 im Kalender vorzumerken.
Nach dem Beschluss des Kolping Leitbilds auf der Bundesversammlung 2022 zeigen die Delegierten in einer Videobotschaft, wo Kolping für sie spürbar wird. Das Video gibt es hier zu entdecken.
Rechenschaftsbericht, Informationen, Gottesdienst
Ergänzend zum Rechenschaftsbericht des Bundesvorstands stellte Rektorin Prof. Dr. Edith Hansmeier die Kolping Hochschule Gesundheit und Soziales und deren aktuelle Entwicklungen vor. Die Hochschule bietet die Möglichkeit ausbildungs- und berufsbegleitende in vier Studiengängen des Sozial- und Gesundheitswesens einen Bachelorabschluss zu erlangen. Eine Kombination aus Online- und Präsenzveranstaltungen macht das aus ganz Deutschland möglich. Eine Erweiterung des Angebots um zusätzliche Studiengänge, aber auch um duale Studienangebote ist geplant.
Abgerundet wurde das intensive Wochenende mit einem Gottesdienst im Osnabrücker Dom. Weihbischof Johannes Wübbe, Vorsitzender der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz und Diözesanadministrator des Bistums Osnabrück, stand diesem vor. Er bestärkte die Engagierten in seiner Predigt darin, auch als Lai*innen in der Kirche aktive und motivierte Antreiber*innen zu sein. Für ihn gelte vor Gott das Prinzip der Gleichheit aller, unabhängig aller Titel und Strukturen. Zum Ende des Gottesdienstes versicherte Weihbischof Wübbe der Bundesvorsitzenden Ursula Groden-Kranich sowie allen Anwesenden, dass das Anliegen einer Geistlichen Leitung für die Kolpingjugend gehört wird und eine Lösung dazu in Arbeit ist.
Für den Diözesanverband Augsburg nahmen Diözesanvorsitzender Robert Hitzelberger, Diözesanpräses Wolfgang Kretschmer sowie die Delegierten Laura Haug und Katharina Heckl die Stimmen am Bundeshauptausschuss war. Michael Säckl ist Mitglied der Antragskommission des Bundesverbands. Darüber hinaus waren aus unserem Diözesanverband Rosalia Walter und Walter Fehle als Mitglieder des Bundesvorstands und Barbara und Willy Breher als Delegierte des Landesverbands Bayern in Osnabrück dabei.