1.500 Tonnen wiederverwertetes Alt-Material
Am 30. September 2023 um 8 Uhr versammelten sich ca. 15 Mitglieder der Kolpingsfamilie Ottobeuren beim Bauhof der Gemeinde, um ihre letzte Altpapiersammlung durchzuführen. Vier Sammelfahrzeuge standen bereit, um die bereitgestellten Papier- und Kartonpakete im gesamten Ortsgebiet einzusammeln. Hauptorganisator Winfried Reisacher, der sich seit Jahrzehnten um die gesamte Planung und Abwicklung dieser Veranstaltung kümmert, wies alle Helfer auf die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften hin und teilte den Fahrern die jeweiligen Sammelbezirke zu.
Etwas Wehmut kam vor allem bei den „Alten Hasen“ des Vereins auf, als sie zum letzten Mal ihre Tour durch Ottobeuren starteten bzw. letztmals die herangeschafften Pakete sortierten und in die entsprechenden Container verluden. So erinnerte sich etwa Franz Anderl an die erste Sammelaktion am 29.3.1969, bei der Papier und Altkleider gesammelt wurden und das Sammelgut am Bahnhof mühsam in Eisenbahnwaggons verladen werden musste. Im Frühjahr 1971 musste man sogar einen Großteil der Ladung am Memminger Bahnhof wieder abholen, weil die Waggons maßlos überladen waren. Als Zwischenlager diente damals der Kartoffelkeller unter der Basilika, die heutige Krypta. Die alten Zeitungen wurden dann bei der nächsten Sammlung im November wieder abtransportiert. Auch wenn der Arbeitsaufwand in jenen Tagen unvergleichbar größer war als heutzutage, stellten besonders damals die soziale Komponente im Sinne von Adolph Kolping und der Recyclinggedanke eine wichtige Motivation für die Helfer dar. So wurden damals wie heute mit dem Erlös hilfsbedürftige Mitmenschen und gemeinnützige Organisationen unterstützt. Aufbau und aktiver Betrieb der Jungkolpinggruppe waren damit in den 70er Jahren gesichert. Charly Kortmann, ebenfalls ein Mann der ersten Stunde und Urgestein der Ottobeurer Kolpingsfamilie gab während der letzten Sammlung ebenfalls ein paar Anekdoten zum Besten: So erinnerte er sich etwa an eine gebrochene Deichsel eines Zugmaschinenanhängers, die erst wieder repariert werden musste, bevor die Sammlung weitergehen konnte. Außerdem schwärmte er regelrecht von den ersten Sammlungen, bei denen die Helfer nach getaner Arbeit oft stunden- ja nächtelang zusammen feierten und einen Riesenspaß in der Gemeinschaft hatten.
Im Laufe der Jahre änderten sich nach und nach die Rahmenbedingungen dahingehend, dass anstatt der Sammelzugmaschinen Laster und Kombis verwendet, die Eisenbahnwaggons von LKW-Containern abgelöst und der Verladeplatz auf das Areal der Firma Berger und zuletzt in den Bauhof der VGO verlegt wurden. Allen wirtschaftlichen und organisatorischen Schwierigkeiten zum Trotz konnte die Kolpingsfamilie dank ihres intakten Gemeinschaftssinns und der Unterstützung durch die gesamte Bevölkerung über all die Jahre hinweg gute Sammelergebnisse erzielen.
Dieser Zusammenhalt im Verein hält auch bis heute an, was 1. Vorsitzender Bernhard Schneider am Ende der letzten Veranstaltung dieser Art lobend hervorhob. Er dankte allen Helfern, Institutionen und örtlichen Firmen für die Arbeit in den letzten fast 55 Jahren und wünschte den Ministranten, die seit ca. 15 Jahren die Kolpingsfamilie tatkräftig unterstützen, viel Spaß und Erfolg bei der eigenverantwortlichen Weiterführung dieser traditionellen und wichtigen sozialen Aktivität.
Schließlich feierten die aktiven Kolpingmitglieder zusammen mit einigen ehemaligen Helfern und den Ministranten den Abschluss einer Ära mit Grillwürsten und Getränken auf dem Gelände des Bauhofs. Sie können stolz sein auf fast 55 Jahre Sammeltätigkeit, ca. 120 Sammlungen und ca. 1.500 Tonnen wiederverwertetes Material.