Kolping-Frauentag

Von Schubladen im Kopf und wie sie unsere Wahrnehmung prägen

zurück

16.11.2024

Gute Laune bei den Teilnehmerinnen


Referentin Marion Seidl


Diversiwas? Workshop mit Methoden der Biographiearbeit


Kleine Kunstwerke entstanden im Workshop "Anders normal"




Im Gespräch im Workshop "Barrieren erkennen - Barrieren abbauen"


Kurzweiliges Programm am Frauentag


Alois Zeller feiert mit den Teilnehmerinnen Gottesdienst


Musikalische Umrahmung im Gottesdienst

Nach einem entspannten Ankommen bei Kaffee, Tee und Butterbreze werden die Teilnehmerinnen des Frauentags am 16.11.2024 mit Beginn des Impulsvortrags schnell ins Thema „Schubladen auf – Vielfalt rein!“ gezogen. Diversity bzw. Diversität zielt auf die Anerkennung und Wertschätzung aller Menschen, so lernen sie, es geht um die Anerkennung von Vielfalt. Dass das nicht automatisch passiert und eine Herausforderung sein kann, bringt Marion Seidl, Referentin für Diversity im Kreisjugendring München-Land, beim Kolping-Frauentag den Anwesenden nahe.

Die Schubladen im Kopf, die durchaus auch ihre Berechtigung haben, werden in der Übung „Vier Frauen“ schnell deutlich. Für eingeblendete Fotos von verschiedensten Frauen gilt es mit der Nachbarin zu spekulieren, welchen Beruf die Frau hat, wie die familiäre Situation ist, welche Probleme und Hobbies es in ihrem Leben gibt. Gemurmel und Gelächter erfüllen den Raum. Referentin Marion Seidl holt die Meinungen zusammen: „Wie ist diese Frau denn sonst so?“ „Engagiert!“, „Sie weiß, was sie will“ kommt es aus dem Publikum zurück. Was soll diese Übung zeigen? „Sie sehen, wie einfach es ist, Menschen im Schubladen einzusortieren“, erklärt die Referentin. Unbewusste Vorurteile, so werden die Schubladen mit Fachbegriff bezeichnet. Diese Muster der Einsortierung bilden sich früh, sie entstehen in einer Mischung aus Erziehung, Medien, Erfahrung und einigen Aspekten mehr. Es lohnt sich, diese Vorurteile zu bekämpfen, denn dann kann die Vielfalt in Lebensentwürfen, Meinungen, Aussehen usw. leichter zugelassen werden.
Einen weiteren Mechanismus verdeutlicht Frau Seidl den Teilnehmerinnen. Jede soll sich eine Handvoll nahe Freund*innen vorstellen und Haken malen, wenn bei genannten Kategorien wie Alter, Herkunft, Religion, Bildung eine Übereinstimmung mit der eigenen Person besteht. Auf den Arbeitsblättern landen viele Haken – das ist auch nicht verwunderlich: „Wir neigen dazu, uns bei Menschen wohler zu fühlen, die uns ähnlich sind“, so Marion Seidl. Und gleichzeitig bleibt man so in einer Blase aus Gleichgesinnten und kommt wenig mit anderen Realitäten in Kontakt.
Der Vormittag endet mit guten Ideen, wie jede Person ihr Diversitäts-Bewusstsein stärken kann. So hilft es zum Beispiel, den Fokus auf Gemeinsamkeiten zu richten, sich über eigenen unbewusste Vorurteile klar zu werden und auch die „Macht der Wörter“ zu kennen. Bei all dem ist es aber auch wichtig, die eigene Unsicherheit zu tolerieren, die auftauchen kann, wenn man gewohnte (Denk-) Wege verlässt.

In fünf Workshops verbringen die Teilnehmerinnen den Nachmittag: eine Einladung, die Schubladen im Kopf zu öffnen und sich auf andere Lebensrealitäten einzulassen. Bei „Diversiwas? Betrifft mich (nicht)“ erarbeitet Leitung Katja Weh-Gleich mit den Teilnehmerinnen mithilfe von Methoden der Biographiearbeit, dass sich beim näheren Erforschen durchaus Erfahrungen mit dem „Anders-sein“ im eigenen Leben oder demjenigen von Familienmitgliedern oder Freunden finden. Die Teilnehmerinnen bei „Diverse Medien – Vielfalt als Anspruch der Wirklichkeit“ (Leitung Norbert Harner) werden aktiv und schwärmen aus, um als Grundlage für das weitere Gespräch Wohlfühlorte zu fotografieren bzw. kleine Interviews aufzunehmen. 
Georgine Miehle-Zesch, Rollstuhlfahrerin, berichtet den Teilnehmerinnen ihres Workshops von den Herausforderungen des Alltags. Diese reichen von Barrieren wie Kieswegen und Bordsteinkanten bis hin zu unaufmerksamen Mitmenschen, die „nur mal zwei Minuten“ den Behindertenparkplatz belegen. Kleine Kunstwerke mit Mini-Leinwänden und vielen Farben schaffen die Frauen im Workshop „Anders normal!“ bei Clara Geenen und Alexandra Sauer. Sie lernen auch das Buch kennen, das Frau Geenen mit ihren Zeichnungen und Gedanken zum „normal sein“ veröffentlicht hat. Im Workshop „Frieden finden – gewaltfrei handeln“ (Leitung Josefa Britzelmeier-Nann) kommen die Anwesenden mit Bewegungen und Übungen aus dem Aikido in Kontakt, es geht um Druck und Gewalt und die Möglichkeiten des Umgangs damit.

Der Frauentag endet mit einem Gottesdienst in der Hauskapelle, den Alois Zeller, ehemaliger Kolping-Diözesanpräses, mit den Frauen feiert. Drei Gitarrenspielerinnen aus dem Kreis der Frauentag-Besucherinnen bereichern den Gottesdienst mit mitreißender Musik, ein kleines Segensritual am Schluss entlässt die Teilnehmerinnen schließlich zurück in den Alltag.

 

16.11.2024
zurück