heute für morgen. Netzwerken!
Pünktlich zum Auftakt des Wahlkampfes für die anstehende Bundestagswahl im September traf sich die Diözesanleitung mit Ulrike Bahr, Mitglied des Bundestags für die SPD, in Augsburg. Zustande kam das Gespräch durch den Versand der Stellungnahmen der Kolpingjugend. Ziel des Gesprächs war es, sich mit der Bundestagsabgeordneten über die politischen Stellungnahmen der Kolpingjugend auszutauschen, die bevorstehende Bundestagswahl in den Blick zu nehmen und das Netzwerk zwischen der Kolpingjugend und politischen Amtsträgern auszuweiten.
In Bezug auf das nach wie vor notwendige Engagement des Kolpingwerks und der Kolpingjugend für Geflüchtete sprach Bahr Anerkennung aus und zeigte Anknüpfungspunkte zwischen unseren Angeboten und ihren Tätigkeiten.
Aufgrund der Stellungnahme der Kolpingjugend auf Bundesebene stand auch das Thema Europa auf der Tagesordnung. Nachdem vonseiten der Diözesanleitung kurz das europäische Engagement der Kolpingjugend am Beispiel der Interrail-Debatte und der Partnerschaft mit dem Kolpingwerk Ungarn dargestellt wurde, fand ein angeregter Dialog darüber statt, wie sich die Abgeordnete und die Jugendlichen die Zukunft Europas vorstellen und diese mitgestalten wollen. Bahr gab zu bedenken, dass die (politische) Bildung der europäischen Bürger eine wichtige Entscheidungsgrundlage darstellt und diese deswegen für jeden zugänglich sein muss. Weiterhin sieht sie den seit inzwischen 70 Jahren bestehenden Frieden in Europa als schlagkräftigstes Argument für den Weiterbestand der Europäischen Union. Handlungsbedarf bestünde jedoch dabei, die EU als Einheit und Gemeinschaft weiter auszubauen, da noch zu häufig im Interesse der einzelnen Nationalstaaten gehandelt wird. Ein Schritt in diese Richtung wäre nach Bahrs Meinung die Stärkung des Europäischen Parlaments, evtl. sieht sie hier eine Modifizierung der Wahlen als Lösung. Außerdem muss sich die EU als verlässlicher und solidarischer Partner für Länder innerhalb und außerhalb des Bündnisses entwickeln, um populistischen Tendenzen auf der Welt keine Chance zu geben. „Deshalb muss vor allem bei den jungen Leuten mehr Werbung für Europa gemacht werden, schwächere Länder innerhalb der EU müssen mitgenommen werden und der Mehrwert Europas, der sich schon mehrfach bewiesen hat, ist in den Vordergrund zu rücken“, fordert die Politikerin.
Ein für das Kolpingwerk besonders aktuelles Thema ist die Änderung des Sozialgesetzbuchs (SGB) VIII, die in den letzten Sitzungswochen vom Bundestag beschlossen wurde, jetzt allerdings noch kurz vor der Bundestagswahl durch den Bundesrat genehmigt werden müsste, um in Kraft zu treten. Die Abgeordnete, die für ihre Fraktion Mitglied im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist, gab zu, dass die notwendige Änderung des SGB zu schnell und nicht durchdacht abgelaufen war und das SPD-geführte Ministerium nicht optimal gearbeitet hat. Eine der für Kolping entscheidenden Änderungen, die letztendlich glücklicherweise gestrichen wurde, wäre die gravierende Einschränkung der Förderfähigkeit von Bewohnern des (Kolping-)Jugendwohnens gewesen, die die finanzielle Grundlage der Einrichtung darstellt. Hier war laut Bahr auch die schnelle Aufklärung der Abgeordneten durch Verbände richtungsweisend, die die Kolpingjugend bei dieser Gelegenheit noch einmal vertiefte. Des Weiteren bezog die Diözesanleitung Stellung zur inzwischen gestrichenen, neu angedachten Meldepflicht für Träger der offenen Jugendarbeit, die für Ehrenamtliche vor Ort massiven bürokratischen Aufwand bedeutet und deren Selbstorganisation eingeschränkt hätte. Natürlich steht für Verbände wie Kolping der Jugendschutz auf der Prioritätenliste ganz oben, jedoch wäre dieser in der angedachten Form eher Einschränkung als Schutzmaßnahme. Eine solche wäre unserer Meinung nach zusätzliche Unterstützung bei der Präventionsarbeit durch offizielle Stellen. An dieser Stelle machte die Diözesanleitung darauf aufmerksam, die Jugendverbandsarbeit als Ressource für die Politik in Bezug auf politische Bildung, Partizipation und Demokratie wahrzunehmen, weshalb das Ehrenamt ständig gestärkt und nicht durch zusätzlichen Aufwand eingeschränkt werden muss. Die Kolpingjugend regte an, sie bei zukünftigen Reformen derartiger Gesetze als Ansprechpartner vor Ort zu befragen.
Zuletzt stellte die Diözesanleitung das DVonTour-Angebot für Erstwähler in Bezug auf die Bundestagswahl vor. Diese Aktion lobte Bahr als Angebot für die Jugendliche auf Augenhöhe und berichtete, dass sie aktuell bei ihrem „Tür-zu-Tür“-Wahlkampf erschreckend oft erfährt, wie häufig Bürger keine Meinung und kein Interesse an der Politik haben, was sie mit solchen Angeboten bekämpft sieht.
Zum Abschluss des Gesprächs stellte sich die Abgeordnete für ein sternenklar-Foto mit der Diözesanleitung zur Verfügung, um Jugendliche zu motivieren, sich beim sternenklar-Event 2018 in Frankfurt mit ihrer Zukunft auseinanderzusetzen.
Die Diözesanleitung bedankt sich an dieser Stelle noch einmal herzlich bei Ulrike Bahr für das dialogfördernde Gespräch!