Was wäre, wenn...?
Der Bayerische Landtag befindet sich derzeit in einem Rekordtief, was den Frauenanteil angeht. Seit der letzten Landtagswahl 2018 sind es gerade noch 26, 8 % weibliche Abgeordnete im Bayerischen Parlament. Wie würde es jedoch aussehen, wenn es Parität gäbe, das hieße, Männer und Frauen zu gleichen Teilen vertreten, was ja auch der gesellschaftlichen Realität entsprechen würde?
Diese Frage stellt sich Landtagsabgeordnete Dr. Simone Strohmayr schon lange und reagierte nun am vergangenen Wochenende mit einem „Sit-in“ im Bayerischen Landtag für alle interessierten Frauen.
Der Einladung am 16.3.2019 waren zahlreiche Frauen aus über 30 Verbänden, Vereinen, Gleichstellungsstellen, Stadträten und Interessengemeinschaften gefolgt. Ein eindrucksvolles Bild gaben die in weißen T-Shirts und Blusen gekleideten Frauen ab, ähnlich wie ihre mutigen Vorkämpferinnen 1919 in der Weimarer Nationalversammlung. Damals ergriff Marie Juchacz als erste Frau überhaupt das Wort:
„Meine Herren, meine Damen! Es ist das erste Mal, dass in Deutschland die Frau als freie und gleiche im Parlament zum Volke sprechen darf. Ich möchte hier feststellen, und glaube damit im Einverständnis vieler zu sprechen, dass wir deutschen Frauen dieser Regierung nicht etwa in dem althergebrachten Sinne Dank schuldig sind. Was diese Regierung getan hat, das war eine Selbstverständlichkeit: sie hat den Frauen gegeben, was ihnen bis dahin zu Unrecht vorenthalten worden ist.“ Juchacz meinte damit das Wahlrecht.
100 Jahre später ermutigte Dr. Strohmayr die Frauen, sich politisch zu engagieren, zu sagen, was sie zu sagen haben. Denn es zeigt sich immer wieder, dass sich bei Themen wie beispielsweise Altersarmut oder Aufbau weiterer Frauenhäuser der Saal schlagartig leert. Die männlichen Abgeordneten fühlen sich schlicht weg nicht betroffen und somit auch nicht zuständig. „Diese Themen gehören aber auch zu Gesellschaft und müssen gehört und vertreten werden! Der weibliche Blick ist immens wichtig, “ so Dr. Strohmayr. Und noch etwas ist dringend nötig: „Frauen müssen Netzwerke bilden, sich gegenseitig unterstützen!“ betonte die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion Margit Wild.
Nach knapp zwei Stunden gingen die über 100 Frauen motiviert nach Hause und die eine oder andere ist vielleicht bald auf der politischen Bühne zu sehen. Das wäre schön.